Heimsuchung von Jenny Erpenbeck: Zusammenfassung und Infos zur Pflichtlektüre

Das Haus am See aus "Heimsuchung" von Jenny Erpenbeck, KI-generiert

Jenny Erpenbecks Roman Heimsuchung (2008) ist in vielen Bundesländern Pflichtlektüre für das Deutsch-Abitur ab 2026. Doch worum geht es in dem Buch? Hier findest du grundlegende Hinweise zur Handlung und zu den Hauptcharakteren sowie eine zusammenfassende Erläuterung der wichtigsten Themen und Motive.

Heimsuchung – Inhalt und Hauptcharaktere

Im Zentrum des Romans Heimsuchung steht ein Grundstück am brandenburgischen Scharmützelsee. Über mehr als ein Jahrhundert hinweg wird dieses Grundstück von wechselnden Besitzern und Bewohnern des darauf gebauten Hauses genutzt und geprägt – ihre persönlichen Schicksale spiegeln dabei zentrale Abschnitte und politische Umbrüche der deutschen Geschichte wieder: vom Kaiserreich über die Zeit des Nationalsozialismus und die DDR bis in die Nachwendezeit. Anhand des Grundstücks und des Hauses, das darauf gebaut wird, werden wie in einem Brennglas so bedeutende Themen wie Heimat, Verlust und Erinnerung verhandelt.

Die Handlung von Heimsuchung ist fragmentarisch aufgebaut. Der Roman besteht aus 22 Kapiteln und einem Pro- sowie einem Epilog. Jedes Kapitel widmet sich einer bestimmten Figur oder einer Figurengruppe, die auf unterschiedliche Weise mit dem Haus und dem Grundstück verbunden ist:

  • Der Gärtner ist eine die Kapitel verbindende Figur, die über Jahrzehnte hinweg den Garten pflegt. Seine Präsenz zieht sich fast durch den gesamten Roman.
  • Der Großbauer Wurrach ist ein traditionsbewusster Bauer, dessen Töchter unverheiratet bleiben und der ein Grundstück am See verkauft, nachdem er seine jüngste Tochter Klara aufgrund psychischer Krankheit entmündigt hat.
  • Der Architekt baut in den 1930er-Jahren das Haus auf dem Grundstück. Er passt sich wechselnden Regimen opportunistisch an und flieht schließlich vor einer drohenden Haftstrafe aus der DDR.
  • Die Frau des Architekten wird am Ende des Zweiten Weltkrieges von einem russischen Soldaten in ihrem Versteck im Haus entdeckt und es kommt zu einer eigentümlichen Vergewaltigungsszene, die ihr weiteres Leben stark prägt.
  • Der Tuchfabrikant Ludwig gehört zu einer jüdischen Familie, die das Nachbargrundstück des Architekten besitzt. Die Familie zerbricht aufgrund der nationalsozialistischen Judenverfolgung – Ludwig flieht mit seiner Frau nach Südafrika, der Rest seiner Familie wird von den Nazis ermordet.
  • Das Mädchen Doris ist die Nichte von Ludwig, die sich im Warschauer Ghetto versteckt, aber schließlich entdeckt und von den Nazis umgebracht wird.
  • Der Rotarmist ist ein russischer Major, der das Haus am Kriegsende besetzt und die Frau des Architekten im Versteck entdeckt. Seine Perspektive beleuchtet den Krieg aus Sicht der Russen.
  • Die Schriftstellerin ist eine DDR-Autorin, die wegen ihrer kommunistischen Haltung während der Nazizeit im Exil in der Sowjetunion gelebt hat. Sie macht sich in der Erzählgegenwart über ihren Umgang mit Erinnerungen Gedanken und befindet sich im Streit mit dem Arzt, der inzwischen das Nachbargrundstück besitzt.
  • Die Besucherin ist die Großmutter der Schwiegertochter der Schriftstellerin und ist eine Vertriebene aus Masuren, die sich in Deutschland fremd fühlt.
  • Die Unterpächter sind ein Paar, das bis in die Nachwendezeit hinein die Werkstatt auf dem Grundstück pachtet. Er hatte vor langer Zeit einmal versucht, aus der DDR zu fliehen – sie erfährt eines Tages, dass sie gar nicht – wie bisher geglaubt – hier geboren ist, sondern dass sie als Kleinkind hierher geflüchtet ist und ihr Vater nur ihr Stiefvater war.
  • Der Kinderfreund ist ein ehemaliger Jugendfreund der „unberechtigten Eigenbesitzerin“, der zwischen Nostalgie und Realität steht.
  • Die unberechtigte Eigenbesitzerin ist die Enkelin der Schriftstellerin. Sie muss Haus und Grundstück nach einem verlorenen Restitutionsstreit den Erbinnen der Frau des Architekten zurückgeben – ein Verlust, der ihr sehr wehtut.

Themen und Motive des Romans

Jenny Erpenbecks Heimsuchung ist weit mehr als eine Erzählung über ein Haus am See und dessen Bewohner – der Roman entfaltet ein dichtes thematisches Geflecht, das grundlegende menschliche Erfahrungen und historische Entwicklungen miteinander verwebt. In den Schicksalen der Figuren tun sich universelle Fragen nach Zugehörigkeit, Identität und Erinnerung auf:

  • Heimat und Verlust: Viele Figuren erleben, was es bedeutet, die eigene Heimat zu verlieren. Heimat erscheint dabei als etwas Fragiles und oft rückblickend als äußerst kostbar.
  • Flucht und Vertreibung: Zahlreiche Kapitel thematisieren Fluchtbewegungen – etwa der jüdischen Familie während des Nationalsozialismus oder der Besucherin aus Masuren. Dabei wird gezeigt, wie prägend die Erfahrung des Verlusts eines Zuhauses ist.
  • Vergänglichkeit: Die wechselnden Bewohner und der letztliche Abriss des Hauses verdeutlichen, dass nichts von Dauer ist – weder Besitz noch Macht noch Identität.
  • Erinnerung und Erinnerungskultur: Der Roman wirft Fragen danach auf, wie wir Erinnerungen bewahren – individuell wie kollektiv. Figuren wie die Schriftstellerin oder die unberechtigte Eigenbesitzerin versuchen auf unterschiedliche Weise, Erinnerung festzuhalten. Wie der nationalsozialistische Zivilisationsbruch erinnert werden kann, ist eine zentrale Frage, die man sich als Leser oder Leserin des Romans stellen kann.
  • Individuum im Kontext der Geschichte: Persönliche Geschichten und Biografien sind untrennbar mit den großen historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts verbunden. Der Roman zeigt, wie stark politische Systeme in das Leben des Einzelnen eingreifen.
  • Paradiessehnsucht und Realität: Viele Figuren sehnen sich nach einem Ort der Ruhe, Geborgenheit oder Unversehrtheit. Doch die Realität – Krieg, politische Repression oder persönliche Konflikte – steht dieser Vorstellung meist entgegen.

Erzählstil und Sprache

Der Roman ist multiperspektivisch und nicht linear erzählt. Jeder Figur ist ein eigenes Kapitel gewidmet, wodurch ein Mosaik aus Stimmen und Erlebnissen entsteht. Erpenbecks Sprache ist poetisch, dicht und stilistisch variantenreich – sie arbeitet häufig mit Wiederholungen, Symbolik und Kontrasten. Die Sprache wirkt oft nüchtern und sachlich, entfaltet aber gleichzeitig große emotionale Tiefe.

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  • eine fundierte Interpretation der zentralen Motive und Themen.

Gerade weil der Roman in seiner Struktur anspruchsvoll ist und viele Zeitebenen sowie Perspektivwechsel enthält, bietet das LektüreSkript eine enorme Hilfe beim Verständnis und bei der Vorbereitung auf das Deutsch-Abitur.

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Eine Vielzahl von Schaubildern und Kurzzusammenfassungen erleichtert dabei das Verständnis des Werks und hilft beim Lernen – das folgende Schaubild zum Beispiel vermittelt auf einen Blick die Handlungsorte des Romans und die Fluchtwege der Figuren.

STARK LektüreSkript - Jenny Erpenbeck: Heimsuchung - Schaubild der Fluchtwege

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