Das Kolloquium in Bayern: Tipps für die mündliche Abiturprüfung

Abiturientin bearbeitet Mathe-Aufgabe an einer Tafel

Das Kolloquium ist eine Besonderheit des bayerischen Abiturs. Hinter dem Begriff verstecken sich die mündlichen Prüfungen, die Abiturientinnen und Abiturienten nach den schriftlichen Prüfungen ablegen. Wie das Kolloquium als Bestandteil der Abiturprüfung abläuft, welche Stolpersteine es gibt und wie du dich am besten darauf vorbereitest, erfährst du auf dieser Seite.

Zusammenfassung: Das Wichtigste über das bayerische Kolloquium

Das Kolloquium ist ein Synonym für die mündlichen Abiturprüfungen in Bayern, die nach den schriftlichen Prüfungen stattfinden. Es findet in zwei Prüfungsfächern statt, dauert jeweils ca. 30 Minuten und besteht aus einem Kurzreferat und einem Prüfungsgespräch. Die mündliche Abiturprüfung kannst du in fast allen Pflicht- und Wahlfächern ablegen, für einige Fächer gelten besondere Regelungen. Wer den Prüfungsstoff gründlich wiederholt, das freie Sprechen übt und die halbstündige Vorbereitungszeit im Kolloquium gut nutzt, kann hier viele Punkte gewinnen. Denn die mündlichen Prüfungen zählen genauso viel wie die schriftlichen Abiturprüfungen.

 

Das Kolloquium im Überblick

Das Kolloquium als Teil des Abiturs unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von den schriftlichen Abiturprüfungen. Denn die Prüfung …

  • dauert lediglich eine halbe Stunde,
  • legst du in zwei Fächern ab,
  • findet in Form eines Gesprächs statt, wodurch du als Person stärker im Zentrum stehst,
  • wird nicht nur nach fachlichen Kenntnissen bewertet, sondern auch nach deiner Gesprächsfähigkeit.

Das solltest du als Chance verstehen, da du im direkten Gespräch einen unmittelbaren Eindruck über deine eigenen Fähigkeiten geben und Interesse am gewählten Fach vermitteln kannst. Zudem ist es möglich, in relativ kurzer Zeit ziemlich viele Punkte zu sammeln.

Die Prüfungsphasen des Kolloquiums: So läuft das mündliche Abitur ab

1. Vorbereitungszeit

Eine Voraussetzung für ein erfolgreiches Abschneiden beim Kolloquium besteht darin, die halbstündige Vorbereitungszeit sinnvoll zu nutzen. Das bedeutet: die Aufgabenstellung analysieren, Materialien – falls vorhanden – auswerten, den Aufbau des Referats in Stichpunkten skizzieren und evtl. ein Schaubild entwerfen (auf Folie oder Papier), um den Vortrag zu veranschaulichen.

2. Kurzreferat

Während des Referats heißt es: Ruhe bewahren! Zehn Minuten reichen aus, um ein Thema verständlich darzustellen. Ein Wecker, den man sich in die Prüfung mitnimmt, hilft dabei, die Zeit nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Notizen aus der Vorbereitung dienen als „Fahrplan“ für den eigenen Vortrag. Ein verzweifeltes Festklammern und Ablesen vom Notizzettel solltest du aber vermeiden.

Es wird positiv bewertet, wenn du immer wieder auch die Struktur deines Referats verdeutlichst. Zu Beginn kannst du beispielsweise einen Überblick über deine Vorgehensweise geben. Zudem sollte bei deinen Ausführungen deutlich werden, dass du die Fachsprache anwenden kannst. Ein natürlicher Blickkontakt zu denjenigen, die dich prüfen, signalisiert Zugewandtheit und Selbstsicherheit.

Bei den Fragen, die sich an das Referat anschließen, soll nicht geprüft werden, was du nicht weißt. Die Fragen geben dir vielmehr die Gelegenheit zu zeigen, was du weißt. Gegebenenfalls kannst du einen Aspekt noch weiter erläutern oder Beispiele zu einem bestimmten Phänomen nennen.

3. Prüfungsgespräch zu den verbleibenden Kurshalbjahren

Im Anschluss an das Kurzreferat musst du Fragen zu den Themen der beiden Kurshalbjahre, auf denen nicht dein Schwerpunkt liegt, beantworten. Dieser Teil dauert in etwa 15 Minuten. 

Fehler bei der Prüfungsvorbereitung

Du befindest dich in der „heißen Phase“ der Prüfungsvorbereitung? Du siehst das Licht am Ende des „Lern-Tunnels“ nicht? Du willst möglichst viel Lernstoff in kürzester Zeit „ins Hirn prügeln“? Dann erscheinen dir die weiter unten beschriebenen Methoden auf den ersten Blick womöglich als rettender Anker. Jedoch würdest du damit Fehler begehen, die den Erkenntnissen der Hirnforschung widersprechen. Diese solltest du unbedingt vermeiden.

Kurzfristiges Lernen führt zu schnellem Vergessen des Gelernten

Um das Gelernte vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis zu überführen, bedarf es einer bestimmten Verarbeitung des Gelernten. Dafür braucht es jedoch Zeit. Mehrere kürzere, dafür aber konzentrierte Lernphasen über den Tag verteilt sind bedeutend effektiver als stundenlanges Lernen ohne Pausen. Strukturiere deinen Tag im Vorfeld und plane ausreichend Lernpausen ein.

Schlafmangel führt zu Konzentrationsproblemen

Für eine nachhaltige Speicherung des Gelernten im Langzeitgedächtnis ist ausreichend Schlaf notwendig. Gehe daher rechtzeitig ins Bett und schlafe ausreichend. Zu wenig oder zu leichter Schlaf führt zu Konzentrationsschwierigkeiten und Leistungsminderung. Plane also genügend Zeit für die Vorbereitung auf die Prüfungen ein und verhindere so, dass du die Nächte durchlernen musst.

Tipps für die mündliche Prüfung

01

Reden ist nicht Silber, sondern Gold

Übe immer wieder, zu reden, um dich so auf deinen Vortrag im Kolloquium und dem anschließenden Prüfungsgespräch vorzubereiten. Du kannst dafür z.B. deine Mitschüler*innen bitten, ...

  • sich mit dir über das Gelernte zu unterhalten,
  • dir aktiv Fragen zu deinem Thema zu stellen, um die Prüfung zu simulieren.
02

Wissen verleiht Selbstsicherheit

Für ein souveränes und selbstsicheres Auftreten in einer mündlichen Prüfung ist fundiertes Wissen über das Prüfungsthema das A und O. Je mehr du weißt, desto mehr Selbstsicherheit wirst du in der Prüfung ausstrahlen. Um einen Überblick über den Prüfungsstoff zu gewinnen, solltest du …

  • Mitschriften aus dem Kurs sichten und ggf. (durch Hefteinträge deiner Mitschüler*innen) vervollständigen,
  • auch an folgendes Infomaterial denken: Schulbücher, Bücher aus der Bibliothek, Lexikonartikel, alte Klausuren, spezielle Bücher zur Prüfungsvorbereitung wie die Kolloquiumsbände des STARK Verlags.
03

Eine gute Vorbereitung hilft beim richtigen Auftreten

Neben der inhaltlichen Vorbereitung spielen organisatorische Voraussetzungen sowie eine gute körperliche und geistige Verfassung für das erfolgreiche Bestehen einer Prüfung eine wichtige Rolle. Daher solltest du …

  • ausgeschlafen, rechtzeitig und – je nach Tageszeit – nicht hungrig oder durstig zur Prüfung kommen,
  • Kleidung wählen, in der du dich wohlfühlst, die aber auch erkennen lässt, dass du die Prüfung wichtig und ernst nimmst,
  • Stifte, Textmarker und ein Lineal mit zur Prüfung nehmen.

FAQs zum Kolloqium in Bayern

Das Wort „Kolloquium“ kommt vom Lateinischen und bedeutet so viel wie „Gespräch“. Im schulischen Kontext werden damit die Prüfungsgespräche bezeichnet, die im Rahmen der mündlichen Abiturprüfungen stattfinden. Das Kolloquium muss in zwei Fächern abgelegt werden. Der mündliche Teil des Abiturs bildet die Ergänzung zum schriftlichen Teil der Abiturprüfung. 

Für das Kolloquium in Bayern kannst du aus allen Pflicht- und Wahlpflichtfächern die beiden Fächer für deine mündliche Abiturprüfung wählen. Für einige Fächer gelten jedoch Ausnahmen:

  • Es kann nur in Deutsch oder in Mathematik eine mündliche Prüfung abgelegt werden, nicht jedoch in Deutsch und Mathematik. Der Grund ist, dass in mindestens zwei Fächern auf erhöhtem Anforderungsniveau eine schriftliche Prüfung abgelegt werden muss. Damit ist entweder Deutsch oder Mathematik als schriftlichen Abiturfach gesetzt.
  • Wer Kunst oder Musik als Leistungsfach wählt, muss darin eine schriftliche Abiturprüfung ablegen.
  • Im Fach Sport auf grundlegendem Anforderungsniveau ist keine Abiturprüfung möglich.

Natürlich gleicht keine Prüfung der anderen, denn es handelt sich um eine Einzelprüfung, die jeder und jede von euch alleine bestreiten muss. Jede Prüfung ist daher anders. Was den formalen Ablauf und den zeitlichen Rahmen betrifft, gibt es jedoch feste Vorgaben.

Die Vorbereitungszeit für die Prüfung beträgt 30 Minuten. Hierzu wirst du in einen gesonderten Raum geführt, in dem dir die Aufgabenstellung ausgehändigt wird. Zudem liegt Konzeptpapier bereit, auf dem du deine Notizen festhalten kannst. Diese Aufzeichnungen kannst du übrigens mit in die Prüfung nehmen. Je nach Fach findest du auch Hilfsmittel vor. Das kann ein Atlas sein, eine Bibel oder ein Wörterbuch.

Nach einer halben Stunde wirst du von einer Lehrkraft abgeholt und in den Raum geführt, wo das halbstündige Prüfungsgespräch stattfindet. Dieses gliedert sich in zwei gleich lange Teile:

Im ersten Teil geht es um den von dir gewählten Prüfungsschwerpunkt. Hier hältst du ein zehnminütiges Kurzreferat und beantwortest in den folgenden fünf Minuten Fragen zum Referat. In den verbleibenden 15 Minuten, also dem zweiten Teil der Prüfung, findet ein Gespräch über die Lerninhalte aus zwei Ausbildungsabschnitten statt, die nichts mit dem Thema das Referats zu tun haben.

Nach der mündlichen Abiturprüfung musst du dich etwas gedulden. Deine Note erfährst du erst nach Abschluss der gesamten Abiturprüfung.

Die gute Nachricht vorneweg: Du kannst ein Kurshalbjahr streichen, nämlich 12/1 oder 12/2. Bei der mündlichen Prüfung werden dann nur Inhalte der drei verbleibenden Kurshalbjahre behandelt.

Aus den verbleibenden drei Kurshalbjahren wählst du ein Schwerpunkthalbjahr. Und aus diesem wählst du einen Themenbereich für dein Kurzreferat. Andere Themenbereiche aus dem Schwerpunkthalbjahr sind damit jedoch nicht automatisch für die Prüfung ausgeschlossen.

Sonderregelungen gibt es für folgende Fächer:

  • Mathematik: Alle Ausbildungsabschnitte sind prüfungsrelevant. Du kannst jedoch Geometrie oder Stochastik ausschließen. Analysis ist verpflichtend für die Prüfung.
  • Moderne Fremdsprachen: Hier kommt dein Prüfungsschwerpunkt ebenfalls aus einem der nicht ausgeschlossenen Kurshalbjahre. Es handelt sich dabei um ein Spezialgebiet, das Themen der Literatur oder der Landeskunde zugeordnet ist.

Deine beiden mündlichen Abiturprüfungen gehen mit derselben Gewichtung in die Gesamtbewertung für die Abiturnote ein wie die Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen. Das heißt, die erreichte Punktezahl (max. 15) wird mit dem Faktor 4 multipliziert. In jedem mündlichen Prüfungsfach kannst du max. 60 Punkte erreichen. Insgesamt kannst du bei den mündlichen Prüfungen also max. 120 Punkte erzielen.

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